Tiere im SSM
Von Ranne
Michels
Als wir 1979 mit drei kleinen Kindern in die Düsseldorfer
Straße einzogen, machte uns das große verwunschene Gelände
natürlich auch Lust auf Tiere. Essensabfälle würde es genug
geben und es muß ja nicht gleich ein Schwein sein. Der
schattige Platz unter der großen Rotbuche bot sich als
ideales Gehege an.
Uns schwebte eine Mischung aus Streichel- und Nutztieren
vor, am besten beides in einem. Kaninchen fielen uns ein,
erst streicheln, später essen, aber bitte keine Namen
geben. Dann noch Hühner , der Eier wegen; und nicht zu
vergessen – ein stattlicher Hahn.
Zuerst entrümpelten
wir die Steine für den Stall. Riesige Hohlblocksteine
– ein Monument für die Ewigkeit würde es
werden.Dann das Fundament gegossen, die Steine
vermauert, Glasbausteine für die Fenster und eine
kleine Luke fürs rein und raus. Dann wurde.das Dach
gedeckt mit richtigen roten Ziegeln. Dann der Zaun
gezogen, ein Törchen reingemacht, Licht in den Stall
gelegt. Es konnte losgehen.
Kaum gedacht und ausgesprochen kamen auch schon die ersten
Angebote. Zwergkaninchen, zu groß geworden für die Wohnung,
Zuchtkaninchen mit leichen Fehlern, Zwerghühner und Hähne,
alle leichten Herzens geschenkt. (Später fanden wir heraus,
daß sie sich wie wild vermehrten, ihren
Lieblingsschlafplatz in der Buche hatten und uns deshalb
viel Ärger mit den Nachbarn bescherten.)
Viele Kaninchenbraten haben wir so im Lauf der Jahre
gemästet. Als Jungtiere von den Kindern fast totgeliebt, in
Schubkarren und auf Dreirädern spazierengefahren, (Rachel)
heimlich mit ins Bett genommen und dann vergessen
(Filip).....Tage später von mir ängstlich in der letzten
Ecke wiedergefunden.
Ein Huhn wurde auf einer Feier für Zirkuskunststücke von
Sascha auf den Rücken gelegt und blieb tatsächlich liegen.
Das ein oder andere Tier bekam dann doch einen Namen :
Hinkelotta die Henne, Abdullah der Hahn.
Einige starben eines ganz natürlichen Todes oder bekamen
offiziell ihr Gnadenbrot bei uns, weil niemand es mehr
übers Herz brachte sie umzubringen. Dann gab es stattliche
Begräbnisse mit Kreuz, Blumen, Tränen, je nach
Beliebtheitsgrad.
Wunderbare Gerichte wurden kreiert: Kaninchenleber in
Butter gebraten, dazu frittierter Salbei, ein Hauch Salz
darüber und viel schwarzen Pfeffer.Huhn im Schmortopf mit
Wermuth, Sahne und Trauben, einfach köstlich.
Bis plötzlich die ganze Idylle vor 3 Jahren im Sommer ein
jähes Ende fand. Eine Schäferhündin mit etlichen Jungen zu
Hause fühlte sich nicht gut gefüttert und holte sich den
Nachschub auf unserem Hühnerhof. Kein Tier überlebte.
Allmählich trauen wir uns wieder. Ganz langsam und zufällig
fängt es an: zwei geschenkte Hühner von einem, der keine
mehr wollte. Eines davon beginnt sofort an zu brüten, aber
ohne Hahn keine Küken. Wilhelmine besorgte zehn Eier von
einem Hühnerhof mit Hahn, die wir der Glucke unterschieben,
vielleicht klappt es ja. Zwei sind tatsächlich geschlüpft,
Hühnchen und Hähnchen. Ein Anfang ist wieder gemacht.
Wir haben im SSM jetzt einen Hühner-Peter, der sich
liebevoll kümmert und ich schiebe jeden Abend einen großen
Stein vor die Stalltür und hoffe, daß er hält.
Aber manchmal vergesse ich es schon.