Sozialforum Erfurt 21.-24. Juli 2005


»Wir gründen eine Kommune«

Heinz Weinhausen -     Politische Kommunen des Kommuja-Netzwerkes beteiligten sich beeindruckend am Sozialforum. Mehr als zwanzig KommunardInnen aus verschiedenen Gruppen luden in der Fachhochschule zum Kennenlernen und Diskutieren der Kommunewelt ein. Die SSM war mit Bernhard und Heinz vertreten.
In den stets gut besuchten Workshops wurde dies ausgiebig getan. In einem Planspiel legten die TeilnehmerInnen direkt los und gründeten ihre »virtuelle« Kommune. So konnten sie das andere Leben direkt spüren: auf gleicher Augenhöhe und respektvoll miteinander umgehen, eine befriedigende Lösung für die ganze Gruppe suchen, die Lust, das eigene Umfeld zu gestalten und die oft erfahrene Ohnmacht zu überwinden. Aber auch, wie mühsam das im Konkreten sein kann.
 So bunt wie die Kommuneprojekte und ihre Menschen war auch das dreitägige Programm, das parallel in zwei Räumen stattfand. Wie tragen Kommunen zur gesellschaftlichen Veränderung bei? Sind sie erste Schritte einer Bewegung, die Gesellschaft von Markt, Geld und Staat abzukoppeln trachtet? Eine Studie der Uni Kassel legt dar, dass Kommunen heute schon mehr Lebensqualität bedeuten, dass sie ökologisch in Vielem konsequenter sind. Wie lässt sich untereinander befriedigend miteinander umgehen? Hier wurden die Methode der Gewaltfreien Kommunikation, die Tiefenökologie und die Erfahrungen von Radikaler Therapie vorgestellt.
Viele interessante Gespräche und das Knüpfen alter und neuer Bekanntschaften gab es im Kommunecafe´ und am Bücher- und Infotisch. Beeindruckt hat mich eine Äußerung eines Teilnehmers, der meinte, dass im Unterschied zu vielen politischen Gruppen das Gesprächsklima bei Kommuneveranstaltungen sehr angenehm und konstruktiv sei. Leider war dies bei der allgemeinen Sozialforumskonferenz zu »Anders besser leben« nicht der Fall. Mehrere hundert TeilnehmerInnen erlebten ausufernde Vorträge des Podiums, für den Meinungsaustausch blieben dann selbst nach Verlängerung nur noch 15 Minuten. Wie angenehm war da doch die Fishbowl-Diskussion beim Los geht’s.
Das Erfurter Sozialforum hat die Teilnahme-Erwartungen der VeranstalterInnen nicht erfüllt. Dennoch, wenn sich 2.500 Menschen für mehrere Tage zusammentun, dazulernen und Pläne schmieden für eine andere Welt, ist dies nicht wenig, vielmehr ein wichtiges Ereignis. Ohne langen Atem wird Gesellschaftsveränderung sowieso nicht zu haben sein. Gemeinschaftlich nachhaltig macht’s noch Spaß dabei.

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Literatur zu beziehen über das INA:
Das Kommunebuch, 306 S. 15 €

Gemeinschaftlich nachhaltig, Thesen zur Lebensqualität in Gemeinschaften, Broschüre, 1€

Das Sozialforum 2005 in Deutschland ist im Internet unter Sozialforum2005.de zu finden